Postkarte? Ansichtskarte? (3)

Pubblicato da Oliver Eckl il

Wie kam die Farbe auf die Postkarten?

Da trat der Zürcher Lithograph Hans Jakob Schmid auf den Plan und erfand für seinen Arbeitgeber Orell Füssli das Photochrom-Verfahren. Dabei wurde das Schwarz-Weiss-Negativ auf bis zu 16 lichtempfindlich gemachte Steine projiziert, die danach in verschiedenen Farben gedruckt wurden. Weil die Farbe transparent war, konnte mit 16 Steinplatten eine fast unendliche Zahl an Farbnuancen generiert werden. Für das Verfahren gab's an der Pariser Weltausstellung 1900 eine Goldmedaille.

Die Photochrom-Abzüge zeigten das «warme Leben der Wirklichkeit», schwärmte die NZZ. Doch die Bilder waren mehr, gleichsam wirklicher als wirklich: Das Blau der Flüsse und Seen war blauer, der Himmel dramatischer, die Bäckchen der Damen rosiger, als man es kannte. Das verlieh den Bildern, die nun kostengünstig als Ansichtskarten aus aller Welt erhältlich waren, einen ganz besonderen, poetischen Zauber.

Karten sammeln, statt abschicken

Die Hälfte der Postkarten sahen gar nie eine Post von innen, sondern wurden direkt an Sammler verkauft. Bis zum Ersten Weltkrieg herrschte eine regelrechte Postkartenmanie.Der österreichische Schriftsteller Karl Kraus gab zu Bedenken, der «ungeheuerlich ausgearteten Ansichtskartensport» schade der Volksgesundheit. Das Hobby war so weit verbreitet, dass ihm 1898 der bekannte Berliner Operetten-Komponist Paul Lincke einen «Karten-Sammler-Marsch» komponierte.